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Endlich ohne Windeln? Wie bekomme ich mein Kind trocken?
Diese Situation kennst Du bestimmt auch. Huh. Es ist Samstagabend und Du hast nicht an die Windeln gedacht. Kann mein Kind nicht endlich trocken werden? Geht es nicht auch ohne Windeln? Wo kriegst Du die jetzt nur her? Das ist doch jedem schon einmal passiert. Wäre es nicht toll ohne Windeln?
Wir wird man die lästigen Dinger endlich los. Kann man den Prozess nicht beschleunigen? Kann man das überhaupt irgendwie beschleunigen? Das wäre viel billiger, besser für die Umwelt – und vor allem auch viel weniger Arbeit.
Was ist bitte ein Urin-Alarm? Was ist eine Klingelhose? In diesem Artikel will ich Dir zeigen, wie es bei uns schnell und problemlos gelang, die Windeln auch Nachts loszuwerden.
Wie entsteht der Harndrang?
Die Kontrolle der Blasentätigkeit hängt von der Ausreifung der Nervenbahnen zwischen Hirn und Rückenmark ab. Dehnungsrezeptoren in der Blasenwand registrieren die zunehmende Spannung der Blase. Nervenfasern leiten die Informationen weiter an das Rückenmark. Von hier steigt die Meldung zum Gehirn, wo das Gefühl von Harndrang entsteht. Also fast wie in Otto’s berühmten Sketch über den menschlichen Körper: „Großhirn an Kleinhirn: danke für den Tipp.“
Absteigende Nervenbahnen (Pyramidenbahn) steuern die Nervenzellen des Rückenmarks und ermöglichen eine willkürliche Kontrolle der Blase. Diese Bahn muss bei Kindern ausreifen, erst danach ist kontrolliertes Wasserlassen möglich. Laut Fachliteratur werden die meisten Kinder zwischen dem 2. und 5. Lebensjahr „sauber“, d.h. sie können ihre Blase willentlich kontrollieren.
In welchem Alter, das Kind trocken wird, ist individuell. Den Reifungsprozess können wir Eltern nicht beschleunigen, aber wir können auf die Signale des Kindes achten, wie zum Beispiel trippeln, tänzeln oder ein verzerrtes Gesicht. Sie weisen darauf hin, dass das Kind bereits einen Druck verspürt und wir können es rechtzeitig auf die Toilette begleiten.
Die Eigeninitiative muss jedoch vom Kind kommen. Der renommierte Kinderarzt Remo Largo verweist in seinem Buch Kinderjahre darauf, dass es dann zur Eigeninitiative kommt, wenn die Blasenkontrolle herangereift ist. (Seinen Elternratgeber Babyjahre hatten wir Dir schon in einem früheren Artikel vorgestellt.) Das ist der Zeitpunkt, an dem mit der Sauberkeitserziehung begonnen werden kann.
Für das Selbstwertgefühl des Kindes ist von großer Bedeutung, dass es in seinem Bestreben nach Selbstständigkeit unterstützt wird. Unkomplizierte Bekleidung, die das Kind selbst an- und ausziehen kann, erleichtert den Toilettengang.
Als einen weiteren wesentlichen Aspekt beim Toilettengang erwähnt Remo das elterliche Vorbild. Kinder orientieren sich nämlich gerne an Größeren und beobachten ihr Verhalten. Wenn sie die Möglichkeit erhalten auch beim Toilettengang den Älteren zuzuschauen, werden sie sie automatisch nachahmen. Das ist sich nichts für jedermann bzw. jedefrau, aber was tut man nicht alles für den Nachwuchs.
Unser Sohn besuchte bereits mit eineinhalb Jahren die Krippe. Mit zwei bis zweieinhalb Jahren reifte sein Bedürfnis heran, auch mal selbst die Toilette auszuprobieren, wie die großen dreijährigen Kameraden. Einen Topf hat er zu Hause nie bekommen. Wir kauften ihm eine kleine Toilettentreppe bzw. einen WC-Ring und damit funktionierte der Toilettengang tagsüber wunderbar. Auch Remo Largo rät davon ab, das Kind auf den Topf zu setzen.
Nächtliches Bettnässen
Wenn Kinder über 5 Jahren nachts immer wieder ins Bett machen, spricht man von Bettnässen. Es gibt aber viele Kinder, die mit 5 Jahren noch eine Windel benötigen. Bettnässen ist also keine Seltenheit.
Beim nächtlichen Wasserlassen waren wir auch etwas vorsichtiger – vielleicht zu vorsichtig. Wir wollten vermeiden, dass unser Kind ins Bett macht und wir die Bettwäsche nachts mehrmals müssen. Das ist ja auch ziemlich nervig für alle Beteiligten, gerade beim Co-Sleeping. Ein Urin-Alarm oder eine Klingelhose kann da eine Hilfe sein.
Unsere Erfahrungen mit dem Urin-Alarm DryEasy
Unser Sohn war zwar tagsüber schon ziemlich früh trocken, hatte aber lange auch nachts noch eine Windelhose und das schien ihn nicht zu stören. Wir gingen davon aus, dass er nachts den Harndrang nicht bewusst wahrnimmt. Als es auf die 5 Jahre zuging, machten wir uns dann schon langsam Gedanken.
Eine Bekannte erzählte uns, dass sie mit einem Urin-Alarm, den man an die Pyjamahose anbringt und der bei Feuchtigkeit Alarm schlägt, sehr gute Erfahrungen gesammelt habe. Der Erzählung nach war es wohl eher eine Klingelhose mit Sensor. Damit wäre das Kind in kürzester Zeit trocken geworden. Das wollten wir nun auch ausprobieren.
Wir haben uns dann nach etwas Recherche mit etwas mulmigem Gefühl (Na, ob das etwas wird?) den DryEasy Urin-Alarm* gekauft. Aktuell ist er leider gerade nicht (mehr?) erhältlich, es gibt aber zahlreiche ähnliche Produkte*. Bereits bei den ersten Tropfen, fängt der Alarm zu piepsen an. Hierbei gibt es drei verschiedene Töne zur Auswahl.
Dadurch wird im Idealfall das Kind wach. Bei uns waren das am Anfang zunächst die Eltern. Egal, wir weckten schnell unseren Sohn und er ging auf die Toilette und schlief in der Regel ohne weitere Vorkommnisse wieder ein. Das unkontrollierte Einnässen konnte so (fast immer) rechtzeitig verhindert werden.
Schön war das kleine, wenn auch nicht gerade aufwendig produzierte Heft mit Aufklebern. Hier konnte man Morgens, je nach Vorkommnissen in der Nacht, für jeden Tag entweder einen Sonne, eine Sonne mit Wolken oder eine Regenwolke einkleben. Das spornte unseren Sohn zusätzlich an.
Auch wenn wir meist zuerst wach wurden, war es wohl durchaus für die Entwicklung der Aufmerksamkeit unseres Sohnes förderlich. Nach gerade einmal 3 Wochen war er mit dieser Methode auch nachts trocken. Das war dann gerade rechtzeitig für den Sommerurlaub auf Sardinien. Den ersten Urlaub ohne Windeln genossen wir alle sehr.
Auch wenn es vielleicht nicht mehr notwendig war, verwendeten wir den Alarm im Urlaub noch konsequent weiter. Wir hielten Experimente in fremden Betten für keine gute Idee. Gleich nach der Rückkehr wurde das Gerät aber ausgemustert.
Manche Eltern berichten, dass Sie ihren Kindern abends nur noch wenig zu trinken geben, bzw. sie nochmal wecken, wenn sie selber schlafen gehen, damit die Blase entleert werden kann. Von dieser Methode halten wir nicht viel. Bei uns hat sich der Alarm sehr gut bewährt, deshalb möchten wir ihn mit gutem Gewissen weiterempfehlen.
Es gibt sicherlich auch andere Möglichkeiten, die Euch dabei unterstützen, dass das Kind nachts trocken wird. Jedes Kind ist anders und hat individuelle Bedürfnisse. Einen Versuch ist ein solcher Alarm jedoch wert. Je nach Modell kostet das auch nicht viel. Unser DryEasy-Alarm kostete weniger als 40 Euro. Der Urin-Alarm „Wet Stop“* scheint ganz ähnlich zu funktionieren und kostet auch nicht viel.
Alternative Klingelhose und Unterhosen mit Feuchtigkeitsfühlern
Es gibt natürlich auch deutlich aufwendigere Systeme wie die Stero Enurex Klingelhose. Hier hat man spezielle Unterhosen mit eingearbeiteten Feuchtigkeitsfühlern. Das ist dann aber auch deutlich teurer. Ein einfaches System, bei dem man den Sensor mit einem Clip an einer normalen Kinderunterhose befestigt war bei uns vollkommen ausreichend. Es ist ja auch in der Regel keine Anschaffung für die Ewigkeit, denn nach ein paar Wochen braucht man das Gerät nicht mehr.
Wenn man sich die Bewertungen ansieht, scheinen die Kunden mit diesen Produkten auch nicht viel zufriedener zu sein. Zusätzlich muss man hier ggf. auf die Größen achten. Wir entschieden uns daher für das einfachere, kostengünstige System.
Probleme bei der Handhabung
Wenn das Kind sehr stark schwitzt, dann kann es vermutlich bei allen Systemen auch leicht zu Fehlalarmen kommen. Wir haben es im Sommer angewendet und da erlebten wir es nur nur ein einziges Mal. Wir haben den Alarm dann einfach ein kleines Stück versetzt und das war’s.
Du hast Angst, dass sich Dein Kind zu viel bewegt und sich der Alarm von alleine löst? Unser Kind ist auch ein Turner, selbst im Schlaf. Bei uns stellte das trotzdem kein Problem dar. Ein einziges Mal löste sich der Alarmgeber von der Hose und es gab ein kleines Malheur. Ein weiteres Ereignis entstand durch falsche Anbringung des Alarmgebers.
Natürlich eignet sich der Urin-Alarm auch hervorragend als Spielzeug. Unser Sohn fand schnell heraus, dass man den Alarm auch ganz einfach selbst auslösen kann, wenn man ihn mit einem feuchten Finger berührt. Da bekommt der Name Klingelhose eine ganz andere Bedeutung. Uns klingelten zumindest ziemlich schnell die Ohren. Tja, von da an wurde das Gerät tagsüber gut verstaut und außer Sichtweite aufbewahrt.
Hast Du auch schon Erfahrungen mit Klingelhose, Urin-Alarm oder anderen Hilfsmitteln gemacht? Schreib uns doch einfach Deine Meinung.